Hermann Ostermayer

Fotografieren unter Wasser

Jede(r) entwickelt mit der Zeit sein eigenes Konzept, um gute UW-Fotos zu erreichen. Allen gemeinsam ist: Von nichts kommt nichts kein Meister ist vom Himmel gefallen. Ausdauer und üben üben üben. Die „Delete“-Taste ist genau so wichtig wie der eigentliche Auslöser.

Nicht zu früh mit dem Fotografieren beginnen! Das Tauchen an sich ist eine vollwertige Tätigkeit, das Fotografieren auch. Als Tauchanfänger ist man reichlich genug damit beschäftigt, die Orientierung zu behalten und seine Tarierung (Schwebezustand) zu kontrollieren, d.h. nicht ungewollt zu sinken oder aufzusteigen. Will man dabei noch fotografieren, ist man vielleicht wirklich überfordert, anstatt Genuss zu empfinden.

Natürlich ist eine gute Kamera definitiv hilfreich. Aber eine teure Kamera allein garantiert bei  weitem noch keine guten Fotos! Wichtiger ist, dass man seine Kamera, - welche auch immer - wirklich gut kennen, um im entscheidenden Moment sehr ruhig wie auch schnell zu sein! Die Fische warten nicht so lange, bis man in einer halben Ewigkeit seine Kamera eingestellt hat.

Nach meiner Meinung wird der Kamera zu viel, dem Tiere beobachten und (versuchen)  zu verstehen, zu wenig Bedeutung zugemessen. Denn anderst als an Land wo man ggf. mit einem riesen Teleobjektiv ein entferntes Reh heran zoomen kann, unter Wasser ist das Zoom nur sehr beschränkt einsetzbar. Unter Wasser zählt nur die Nähe, um eine gute Fotoqualität zu erreichen. Entsprechend muss der Fisch diese fast unnatürliche Nähe erst einmal zulassen!  Eigentlich ist es ganz normal, dass z.B. Haie eine grössere Distanz als 2 Meter zum Taucher haben wollen, üblich ist ca. 30 Meter Entfernung. Für ein wirklich gutes Foto ist jedoch bereits ein Abstand von 2 Meter fast schon zu weit entfernt. 

Tauchend fotografieren ist eigentlich etwas für ruhige & faule Menschen. Stark vereinfacht: wie fauler der Taucher, desto besser wird das Foto! Dabei einschlafen ist nicht gemeint, Aufmerksamkeit was um einem herum vorgeht, ist immer gut. Man kann dabei die Fische allgemein beobachten und feststellen, Schnelle hektische Bewegung bedeutet Angriff oder Flucht, beides ist für gute Fotos ungeeignet. Ist man langsam, akzeptieren einem die Fische in ihrer Nähe, im Idealfall werden sie sogar etwas gwunderig. Für den Tauchpartner ist ein Fotograf eher langweilig, andere Taucher entdecken alles Mögliche auf einer Strecke von z.B. 300 Meter in einer Stunde. Mit mir kann es schon sein, dass man eine ganze Stunde für einen einzigen Korallenblock verwendet, oder gar eine ganze Stunde nichts anderes tut, als unter dem Schiff an einem Tau zu hängen und warten... ob etwas (Grosses) kommen wird: Fifty-fifty, mal ist das lange Warten vergebens, mal ergeben sich einzigartige extreme Begegnungen...

Anderseits, das Leben besteht aus verschiedenen Verhaltensweisen und Abwechslung. Fast alle Tiere fühlen sich belästigt, wenn man ihnen (versucht) nachzuschwimmen, entsprechend sollte man dies auch unterlassen. Ohnehin wirken flüchtende Fisch-Fotos unattraktiv. Und doch, im offenen Wasser Hochseehaien hinterher zu schwimmen, da habe ich entgegen der offiziellen Schulmeinung, wenig Hemmungen, und praktiziere dies auch dann und wann: Hochseehaie möchten oftmals wissen, wer hinter ihnen (versucht) herzuschwimmen! Mehrere male erlebt ich folgendes: im 1. Moment verschwinden sie, aber nach sehr kurzer Zeit drehen sie sich um und ziehen wirklich sehr sehr nahe an einem vorbei!! Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl, welche Verhaltensweise am besten passt. Glück gehört immer dazu!

Das Tauchen entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg aus der Unterwasserjagt heraus und war reichlich mit Macho-Allüren behaftet. In Wirklichkeit können Frauen mindestens genau so gut Tauchen, es gibt im Endeffekt keinen Unterschied. Männer sind kräftiger aber benötigen mehr Luft, Frauen bewegen sich oekonomischer entsprechend haben sie deutlich längeren Luftvorrat. Am Schluss kommt es fast aufs Gleiche heraus.

Ob Mann oder Frau, früher war es fortschrittlich, keine Fische mehr zu harpunieren. Nur noch auf Mantas und Schildkröten zu reiten, Riffhaie aus Höhlen zu zerren, dem Napoleon (Fisch) Hühnereier futtern, bis (mangels besseren Wissens) seine Leber platzte!! UW-Tiere berühren = No Go! Viele Fische haben eine schützende Schleimschicht, bei Berührungen geht dieser Schutz verloren, Bakterien befallen die betr. Stelle! Auch zum eigenen Schutz: Viele Fische sind giftig. Um im Ozean zu überleben, hat JEDES Tier seine Strategie: Egal ob Gift, Zähne, Schnelligkeit, perfekte Tarnung, Kleinheit, Panzer, Stromschläge, Täuschung, Stacheln, es gibt kein Tier welches „nichts“ hat!! Jedoch bis auf einige wenige seltene Arten, hochgiftiger Quallen, ist kaum ein UW-Tier - von sich aus -gefährlich! Bereits mit nur nichts anfassen, erspart man sich mühelos eine erhebliche potentielle Gefahrenquelle.


Meine verwendeten Kameras

Nikonos V. 1987 bis heute. Sehr gute manuelle kompakte Analog-Kamera. Dicht bis auf 50 Meter Tiefe. Zahlreiches Zubehör. Universell verwendbar, auch über Wasser. Diese als eigentliche Unterwasser-Kamera gedachte Nikonos V verwendete ich jahrelang auch im Auktionshaus für Modelleisenbahnen unserer Kundschaft. Sie ist auch heute noch funktionstüchtig, verwende sie aber nicht mehr häufig.

Nikon RS, 1994 – 2010.  Weltweit erste kompakte Autofokus Unterwasserkamera. Hervorragendes Handling, perfekte Nikonobjektive. Relativ einfache Bedienung. Der Rolls-Royce der UW-Kameras. Leider war der Kaufpreis sehr teuer. Die Bedienung war einfach, aber mit gewissen Eigenheiten. Die RS fand keine Resonanz. Nikon hat (leider!) relativ schnell seine „RS“ aufgegeben. Garantieleistung auf Lebenszeit ist eine Illusion, Ersatzteile gibt es schon lange nicht mehr. Meine „RS“ wäre eigentlich noch dicht, aber die Elektronik ist verschmort! Ein Exot war die Nikon RS ohnehin, so hat das aufkommende Digital-Zeitalter die „RS“ erst Recht ins Aus gedrängt. Am meisten reuen mich die hochwertigen teuren RS-Objektive. Sie sind vom Besten, aber leider nur für die das „RS“- System zu verwenden und somit nutzlos...

Heute (2012) arbeite ich zu Land wie zu Wasser mit der Nikon D-200 Spiegelreflex Autofokus Digitalkamera. Das Neuste (gekauft 2006) ist sie längst nicht mehr. Aber um gute Fotos zu erreichen muss es nicht immer das Neuste sein. 2009 kaufte ich für diesen Kameratyp (D-200) ein Subal Unterwasser-Gussgehäuse & den Subtronic-Blitz. Mit dieser Kombination bin ich bestens zufrieden. Bild rechts: UW-Gehäuse für die Nikon D-200.