Hermann Ostermayer

Meeresleben

Meeresleben

HAIE sind für mich sehr faszinierende Tiere. Ihnen zu begegnen ist nicht einfach. Einerseits weil immer wie weniger Haie existieren, anderseits weil Haie nicht sonderlich am Begegnen von Menschen interessiert sind und weit bevor ein Foto machbar ist, flüchten! (Zum Glück nicht immer, sonst gäbe es meine Fotos nicht, aber sie flüchten mehr als mir lieb ist)

Haie "sehen" ist das Eine, auch noch ein Foto zu erhalten, ist ungleich schwieriger. In der Realität ist Wasser viel zu wenig transparent, als dass man aus grosser Distanz den Hai heran zoomen könnte, vergleichbar wie z.B. ein Reh an Land. Um ein gutes Haifoto zu erreichen, sollte man höchstens nur 1 Meter vom Hai entfernt sein! Fast schon unrealistisch. An mir liegt es bestimmt nicht! Jedoch am Hai, Nähe akzeptiert er selten. Distanz oft 20-10 Meter, selten auch mal 5 Meter, was immer noch zu entfernt ist, um ein wirklich gutes Fotos zu erreichen.

Glück und Erfahrung braucht's, um Haien auch mal fast auf Berührungsdistanz zu erleben. Das sind die paar kurzen Sekunden, worauf ich auf den ganzen Reisen hoffe.

Ist es wichtig zu Wissen, welche Haie gefährlich sind? Nein, ganz im Gegenteil! Wissen ist Macht, nichts Wissen macht auch nichts... Unbewusst bestimmt eine Begegnung weitgehend der Mensch: Wie relaxter, freudiger man auf eine Hai-Begegnung reagiert, um so entspannter ist der Hai. Gelassenheit ist um so wichtiger, wie potentiell gefährlicher ein Hai ist!

Was Hunde in völlig selbstverständlicher Art an (menschlichen) Emotionen wahrnehmen, gilt für die viel ältere Tiergruppe Haie erst Recht! Es ist nicht gleichgültig, ob ein Tier Angst, Freude, Unaufmerksamkeit, Angespanntheit, Aggressivität, oder Gelassenheit von seinem Gegenüber wahrnimmt. Ebenso wäre bez. ist es umgekehrt mindestens genau so wichtig, zu Wissen, in welcher Gemütverfassung sich gerade der entsprechende Hai befindet. Einbildung oder Ausbildung! Wer weiss? Hauptsache möglichst viel praktische Erfahrung.

Dem 1. Hai bin ich 1983 in der Adria begegnet, seither folgten bis heute bestimmt über 1000 weitere Haie, weltweit. Bis jetzt hat mich noch nie einer wirklich angegriffen, noch nicht einmal dann, wo es hätte sein müssen... Haie sind dem Menschen gegenüber so harmlos, dass es bereits wieder gefährlich wird, unterschätzen sollte man Haie niemals, es sind und bleiben Raubtiere, sogar die ältesten Lebenden, welche auf unserer Welt noch vorkommenden.

Womöglich wird die allgemeine Gefahr von Haien über-, das Meer als solches unterschätzt. Als Taucher oder Schwimmer sind Gefahren viel eher z.B. schnelle Motorboote welche ungesehen auf einem zurasen, Strömungen, Seegang, Kälte, Orientierungslosigkeit, mangelnde Fitness, Muskelkrampf, welche einem einstweilen in Bedrängnis bringen.

Am Hai interessiert mich schon seit frühster Kindheit, dass sie scheinbar energetisch "gratis" vorwärts kommen! Sein Körper, seine Flossen bewegen sich kaum, trotzdem ist er selbst im Spargang-Modus um Längen schneller, als es jemals ein Olympia Gewinner sein wird. Vergleichbar wie Störche und Adler, welche mühelos durch die Lüfte segeln.